Adrian Kluck
Warum ich mit eBay aufgehört habe und zu Amazon gewechselt bin
Aktualisiert: 16. Feb. 2022
Ich wurde in letzter Zeit oft gefragt, warum ich mein eBay Business aufgegeben habe, obwohl es doch so gut lief. In diesem Artikel werde ich dir ausführlich erklären, warum ich mit dem Verkauf auf Amazon ein ganz neues Geschäftsmodell angetreten habe und wieso dieses meiner Meinung nach mehr Zukunft hat als mein altes bei eBay. Nachdem ich dir die Unterschiede meiner beiden Geschäftsmodelle erklärt habe, werde ich direkt auf die Gründe eingehen, damit du dir eine bessere Meinung bilden kannst.
Was unterscheidet mein neues Geschäftsmodell auf Amazon von meinem alten auf eBay?
Lass mich dir dafür erst einmal mein altes eBay Geschäftsmodell erklären. Du wirst merken, dass die beiden Geschäftsmodelle im Kern gleich geblieben sind und sich lediglich in einigen wichtigen Details unterscheiden.

Schritt 1: Ware bestellen
Ich habe Waren in größeren Mengen
(500-1500 Exemplare pro Lieferung) bei Alibaba bestellt. Dabei habe ich die Ware weder personalisiert, noch anderweitig verändert. Ich habe einfach das bereits angebotene Produkt der Herstellers genommen.
Schritt 2: Einlagerung
Diese Ware habe ich komplett in Deutschland eingelagert und von hier aus nach der Bestellung eines Kunden per Post versenden lassen. Dabei haben sich zwei Mitarbeiter um das Fulfillment gekümmert.
Schritt 3: Anbieten bei eBay
Die Produkte wurden ohne eigenen Markennamen und mit den Produktbildern des Suppliers angeboten. Man ist nicht alleine auf dem Markt. Es gab Händler, die 1:1 das gleiche Produkt angeboten haben.
Schritt 4: Optimieren und Verkaufen
Da meine Produkte nicht einzigartig waren, musste ich die Kundenaufmerksamkeit anderweitig gewinnen und sich von der Konkurrenz abheben.
Das habe ich durch ein starkes
Listung und nachträglich bearbeitete
Produktbilder geschafft.

Schritt 1: Ware bestellen
Vor der Massenbestellung ordere ich erst einmal mehrere Musterexemplare. Ist die Qualität gut, setze ich mich an die Feinheiten und arbeite Verbesserungen und Änderungen aus. Dabei nutze ich größtenteils negative Kundenbewertungen der Konkurrenz als Bezugsquelle. So kann ich sicherstellen, dass mein Produkt einzigartig ist. Diese werden dann mit meinem Markennamen versehen. Auch hier bestelle ich Waren in größeren Mengen (1000-3000 Exemplare pro Lieferung)
Schritt 2: Einlagerung
Die Ware lagere ich erst einmal bei mir in Deutschland ein. Ich sende danach immer ausreichend viele Produkte mit einem Kontingent von etwa 2 Monaten in das Amazon Lager. So spare ich Lagergebühren. Das komplette Fulfillment wird dann von Amazon übernommen, ich muss mich nicht mehr um den Versand an den Endkunden kümmern.
Schritt 3: Anbieten bei Amazon
Die Produkte werden unter meinem Markennamen angeboten und sind auf Amazon einzigartig. Für das Listing werden aufwendig erstellte Produktfotos
vom Fotografen benutzt.
Schritt 4: Produkt skalieren
Läuft das Produkt gut, geht es an die Skalierung. Der wichtigste Bestandteil dabei sind die PPC Werbekampagnen. Diese kann man stetig optimieren, um eine bessere Performance zu erhalten. Mit der Zeit wird das Listing immer stärker und es kommen mehr organische Verkäufe zusammen.
Du siehst also, dass die Geschäftsmodelle im Kern gleich sind:
Ich kaufe Produkte in großen Mengen und verkaufe diese einzeln an den Endkunden weiter.
Warum habe ich mich dann von eBay abgewendet und bin zu Amazon gewechselt?
Die Marktgröße von eBay ist eingeschränkt
Irgendwann habe ich einen Punkt erreicht, an dem es einfach unglaublich schwer war, mehr Umsatz auf eBay zu generieren. Es hat sich wie eine unsichtbare Grenze angefühlt.
Amazon ist nämlich oft die erste Anlaufstelle für Online-Shopper. Hast du dich auch mal dabei erwischt, dass du bei der Suche eines Produktes unterbewusst direkt auf Amazon gegangen bist, anstatt dieses bei Google zu suchen? Es ist also kein Wunder, dass Amazon mehr als doppelt so viele aktive Kunden wie eBay hat. Zudem ist Amazon eher wie ein Online-Shop aufgebaut und bietet ein besseres Kundenerlebnis. Der Kunde weiß ganz genau, dass er die Lieferung mit Prime am nächsten Tag erhält und sich bei Problemen an den sehr kulanten Kundenservice wenden kann. Bei eBay hingegen unterscheiden sich die längeren Lieferzeiten je nach Händler und auch bei Problemen muss man sich erst einmal an diesen wenden.
Die Zielgruppen der Marktplätze unterscheiden sich
eBay Kunden ticken anders. Es ist zwar so, dass Amazon "nur" etwa mehr als doppelt so viele Kunden wie eBay hat, die Marktgröße fühlt sich aber trotzdem 10 Mal höher an. Die Zahlen täuschen nämlich. Auf eBay gibt es sehr viele Privatverkäufer, die gebrauchte Dinge verkaufen und entsprechend viele Schnäppchenjäger, die auf eBay gar keine Neuware suchen. Das habe ich sehr stark gemerkt, als ich bestimmte Nischen zwischen den beiden Plattformen verglichen habe. Während auf Amazon mehr als 300.000 € monatlich umgesetzt werden, gibt es bei eBay kaum neue Produkte derselben Kategorie. Bei Neuware tendieren die Käufer eher zu Amazon.
Billige Produkte ohne Alleinstellungsmerkmal
Auf eBay lohnt es sich schlicht kaum, hochwertige Private-Label Produkte anzubieten. Das liegt mal wieder an der Mentalität der Kunden. Hier haben günstige Produkte die Oberhand, der Preis ist meistens der wichtigste Faktor. Das heißt für dich als Verkäufer, dass du dich um einen möglichst geringen Einkaufspreis kümmern musst, um Verkäufe abzugreifen.
Das Problem dabei ist, dass du zwangsläufig auf 0815 Produkte zugreifen musst, die es oftmals bereits zu kaufen gibt. Veränderungen am Produkt oder eigene Produktbilder passen einfach nichts ins Budget. Du hast also kein richtiges Alleinstellungsmerkmal.
Ich möchte Mehrwert schaffen und etwas Langfristiges aufbauen
Ich möchte nicht irgendwelche Produkte verkaufen. Ich möchte meine eigenen Produkte verkaufen. Produkte, in die ich viel Liebe bei der Entwicklung gesteckt habe. Nur so kann ich mich langfristig im Markt positionieren und dem Kunden einen echten Mehrwert schaffen. Produkte entwickeln sich immer weiter und werden besser. Ich möchte eben, dass mein Produkt das beste ist. Das ist auf eBay schwer möglich, alleine schon aufgrund des vorherigen Punkts.
Produkte haben keinen langen Lebenszyklus
Während du deine Produkte auf Amazon für mehrere Jahre verkaufen kannst, hört der Lebenszyklus von Produkten bei eBay erfahrungsgemäß nach 6-12 Monaten auf. Das liegt zum großen Teil auch daran, dass andere Händler deine guten Verkäufe sehen und nach kurzer Zeit das gleiche Produkt verkaufen. Es ist immerhin einfach bei Alibaba zu bekommen. Weitere Gründe sind schlechte Werbemöglichkeiten und ein undurchsichtiger Algorithmus. Das führt dazu, dass die Verkäufe nach 6-12 Monaten stetig sinken. Ich konnte dagegen nichts unternehmen.
Schlechte Werbemöglichkeiten
Während die Werbemöglichkeiten bei Amazon so umfangreich sind, dass sich darum ganze Branchen gebildet haben, lässt sich bei der eBay Werbung lediglich eine einzige Einstellung ändern. Dazu muss man verstehen, dass die Werbearten der beiden Plattformen im Kern verschieden sind. Während die Werbung bei Amazon dem PPC* Prinzip folgt, wird Verkäufern bei eBay nur eine PPO* Werbungmöglichkeit angeboten. PPO hört sich erst einmal lukrativer an, weil du damit praktisch keine Verluste eingehen kannst, wenn dein Werbebudget pro Verkauf unter deiner Gewinnmarge liegt. Das heißt aber auch, dass du 0 % Kontrolle über deine Werbeanzeigen hast und die Ausspielung dem Zufall überlässt. Du kannst nämlich nicht einmal bestimmte Keywords auswählen, bei denen deine Anzeige ausgespielt werden soll.
Kurz vor der Deaktivierung meines Accounts hat eBay im Sommer 2021 eine neue PPC Werbeart als Beta für ausgewählte Verkäufer angeboten. Ich habe diese ausprobiert und war nicht allzu begeistert. Die Funktionen sind sehr abgespeckt und stecken allenfalls in den Kinderschuhen.
*Pay-Per-Click: Du zahlst pro Klick auf deine Anzeige und nicht pro Verkauf
*Pay-Per-Order: Du zahlst erst pro Verkauf, egal wie viele Kunden auf die Anzeige klicken
Ranking wird dem Zufall überlassen
Das stimmt natürlich nicht ganz. Das Ranking basiert immer noch auf der Verkaufshistorie, der Beschreibung, den Keywords im Listing, dem Preis, den Bildern, den Verkäuferbewertungen und vielem mehr. In meiner Zeit als eBay Verkäufer habe ich viele erfolgreiche und auch einige erfolglose Produkte gelauncht. Ich habe immer dasselbe Schema angewendet und hatte oft das Gefühl, dass das Ranking dem Zufall überlassen wird. Der eBay Algorithmus nimmt sich meiner Meinung nach gerne mal unwillkürlich schlechte Angebote und rankt diese gut. Andererseits werden perfekte Angebote schlecht gerankt. Vielleicht liege ich aber auch falsch und der Algorithmus läuft nach bestimmten Kriterien. Nichtsdestotrotz finde ich den Amazon A9 Algorithmus dankbarer, da er harte Arbeit auch belohnt.
Zu viele Kundenanfragen
In Spitzenzeiten saß ich täglich etwa 30-40 Minuten an größtenteils unnötigen Kundenanfragen. Da die Gewinnmarge einen Versand mit Sendungsverfolgung nicht zugelassen hat, musste ich auf normale Briefe zurückgreifen. Daraus resultierend bestanden die Hälfte der Anfragen darin, wann mit einer Lieferung zu rechnen ist. Das konnte ich schnell mit einem vorausgefüllten Textbaustein abarbeiten. Die zeitraubendsten Anfragen waren die Retourenanfragen, nachträgliche Bestelländerungen und verlorene Sendungen.
Retourenabwicklung war ebenfalls zeitraubend
Meine Hassaufgabe war die Retourenabwicklung. Jeden Monat kamen etwa 60 Retouren zusammen, die ich bearbeiten musste. Auspacken, Geld erstatten, wieder ins Lager bringen. Da ich einen kostenlosen Rückversand angeboten habe, musste ich für die Rücksendekosten aufkommen. Dafür musste ich dem Kunden immer ein individuelles Etikett schicken. Das habe ich so lange gemacht, bis ich mal ausgerechnet habe, dass der Verlust einer einfachen Erstattung ohne Rücksendung nur minimal höher ist. Ab diesem Moment habe ich den Kaufbetrag für die meisten Produkte einfach erstattet, ohne eine Rücksendung zu verlangen.
Fazit
Das waren unter anderem die Gründe für mich, mein eBay Business aufzugeben und zu Amazon zu wechseln. Ich will eBay natürlich nicht schlechtreden. Die Plattform bietet auch Vorteile gegenüber Amazon und eignet sich für andere Anwendungsbereiche sogar besser. Aber auch Amazon ist nicht der heilige Gral. Der Support ist miserabel und nicht mit dem tollen Verkäuferservice bei eBay vergleichbar. Außerdem gehen bei jeder zweiten Lieferung von mir in ein Amazon Lager mehrere Produkte verloren. Das schlimmste ist allerdings die ständige Angst einer Accountsperrung. Man liest regelmäßig, dass Amazon aus dem nichts Accounts sperrt. Zwar werden diese in der Regel wieder freigeschaltet, trotzdem ist es eine gruselige Vorstellung, dass Amazon mein Business von heute auf morgen abschalten könnte.
Direkter Vergleich Amazon vs. eBay
Ich habe einen direkten Vergleich erstellt, der alle relevanten Themen meines Geschäftsmodells enthält. So hast du einen Überblick und kannst für dich entscheiden.
Zur besseren Beurteilung habe ich Kennzahlen von 1 bis 10 benutzt, wobei 1 am schlechtesten und 10 am besten ist. Bitte behalte im Hinterkopf, dass das meine persönliche Einschätzung ist und nicht vollständig rational begründbar oder durch Fakten widerlegbar ist! Vergiss auch nicht, dass diese Einschätzung nur für mein Geschäftsmodell gilt. Wenn ich diese Tabelle für das Reselling gemacht hätte, würde sie sicherlich anders aussehen.
Kategorie | eBay | Amazon |
Benötigtes Kapital min. | 500€ | 6000€ |
Marktgröße / Potential | Mittelmäßig | 4 | Sehr hoch | 10 |
Support für Verkäufer | Gut | 8 | Schwach | 3 |
Kontrolle über Business | Mittelmäßig | 4 | Hoch | 7 |
Komplexität | Mittelmäßig | 5 | Hoch | 8 |
Kundenanfragen | Viele | 2 | So gut wie gar keine | 10 |
Gefühltes Risko einer unangemeldeten Accountsperrung | Ich fühle mich sicher | 10 | Risiko ist im Hinterkopf | 2 |
Werbemöglichkeiten | Kaum gegeben | 2 | Umfangreich | 10 |
Algorithmus | Undurchsichtig | 5 | Belohnt dich fair | 9 |
Solltest du also lieber mit eBay oder direkt mit Amazon starten?
Das kommt ganz auf deine Ambitionen an. Wenn du das Thema langsam angehen willst und nicht viel Kapital zur Verfügung hast, bietet sich eBay besser an. Hier kannst du erst einmal lernen und Rückschläge sind nicht so schmerzhaft. Allerdings ist das Potenzial gedeckelt und es wird zunehmend schwieriger, deine Umsätze zu erhöhen.
Hast du bereits etwas Erfahrung im E-Commerce gesammelt und willst mit einem langfristigen Business durchstarten, empfiehlt sich Amazon mehr. Dafür benötigst du allerdings auch mehr Geld auf der hohen Kante und Zeit sowie Geduld. Es spricht natürlich auch nichts dagegen, als Einsteiger mit Amazon zu starten. Ich empfehle jedoch unabhängig vom Wissensstand eine ausführliche Recherche, damit du am Anfang nicht allzu viele Fehler machst. Im Internet gibt es viele verschiedene Wissensquellen, die kostenlos sind und Mehrwert bieten. Wenn du genügend Kapital hast, kann sich auch ein Kurs empfehlen.
Ist aber nicht zwingend nötig.